Warum Perfekte Mütter ein Mythos sind – und warum das völlig okay ist
- stephaniefrei
- 26. Feb.
- 2 Min. Lesezeit

Viele meiner Klientinnen erzählen mir, dass sie das Gefühl haben, immer 100 % für ihre Kinder da sein zu müssen – rund um die Uhr, am besten noch mit unerschütterlicher Geduld und grenzenloser Liebe. Und wenn sie sich nicht völlig erfüllt fühlen, meldet sich das schlechte Gewissen: Mache ich etwas falsch? Bin ich nicht mütterlich genug?
Die Lüge der „vollkommen erfüllten“ Mutterschaft
In unserer heutigen Zeit gibt es einen unausgesprochenen Anspruch: Mutterschaft allein sollte uns glücklich machen. Influencerinnen und Medien zeichnen oft ein Bild von Müttern, die mit einem Lächeln Wäsche falten, im Chaos gelassen bleiben und ihre Erfüllung in jeder Windel und jedem Spielplatzbesuch finden.
Aber was bedeutet „vollkommen erfüllt“ eigentlich? Heißt das, dass wir keine anderen Bedürfnisse mehr haben? Dass wir keinen Raum für Ruhe, Erholung oder persönliche Interessen brauchen? In Wahrheit war es in der gesamten Menschheitsgeschichte nie vorgesehen, dass Mütter den ganzen Tag allein mit ihren Kindern sind. Großfamilien, Nachbarschaftshilfe und Dorfgemeinschaften haben den Alltag erleichtert – heute jonglieren viele alles allein, inklusive der mentalen Last (engl.: mentalload) von Terminen, Haushalt und emotionaler Dauerpräsenz.
Mütter dürfen Pause machen – ohne Schuldgefühle
Einmal hörte ich eine spannende Frage: Was hat Ihre eigene Mutter zur Entspannung gemacht?
Die häufigste Antwort? "Weiß nicht."; "Gar nichts." Viele von uns haben ihre Mütter nie bewusst entspannen sehen.
Aber wie hätte es sich angefühlt, als Kind die eigene Mutter mal entspannt in einer Hängematte zu sehen? Wahrscheinlich hätten wir uns gefreut. Vielleicht hätten wir sogar gelernt, dass es normal ist, sich selbst Gutes zu tun.
Denn Kinder brauchen keine perfekten Eltern – sie brauchen Eltern, die ihnen vorleben, wie man gut für sich selbst sorgt.
„Gut genug“ ist perfekt genug
Das Konzept der Good Enough Mother von Donald Winnicott zeigt, dass Kinder keine makellose Mutter brauchen, sondern eine ausreichend gute. Eine Mutter, die liebt, aber auch mal an ihre Grenzen kommt. Die für ihr Kind da ist, aber auch mal Nein sagt.
Ja, manche biologischen Prozesse helfen uns – das Stillhormon Prolaktin kann uns z. B. widerstandsfähiger gegen Schlafmangel machen. Aber trotzdem bleibt Mutterschaft kräftezehrend, anstrengend und manchmal schlichtweg überfordernd.
Perfektion gibt es nicht – aber gut genug ist genau das, was Kinder wirklich brauchen. Und was wir uns selbst erlauben sollten.
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