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Stärken aktivieren in schwierigen Zeiten!

Aktualisiert: 5. Aug. 2022

von Stephanie Frei-Herbsthofer




Der Vergleich unserer Psyche mit einem Pendel stammt ursprünglich von Luise Reddemann, der Begründerin der Psychodynamisch Imaginativen Traumatherapie. Sie meinte damit, dass eine ausgewogene Psyche wie ein Pendel funktionieren sollte. Nämlich schwingen - hin und her. Je mehr wir also rüberschwingen in das Schwere, das Dunkle, all die traumatischen Erfahrungen in unserem Leben, desto mehr muss das Pendel auch in die andere Richtung ausschlagen, damit wir leben können und wollen. Wir können Schmerz, oder die Schwere, wie auch immer Sie es nennen mögen, oftmals nicht vermeiden. Er ist unausweichlich. Wir können noch so vorsichtig und behutsam leben, uns an alle Regeln für ein gutes Leben halten, die wir nur irgendwo gelesen oder gehört haben - aber Schmerz passiert. Es ist unfair, ja! Aber er passiert.


Wir wollen dem Schweren deshalb etwas entgegenstellen: kleine Freuden des Lebens, Leichtigkeit, Genuss oder Lachen. Manchmal sind diese Freuden des Lebens verschüttet - manchmal waren sie noch nie da - manchmal waren sie da, und sind es plötzlich nicht mehr! Therapie bedeutet auch, diese Freuden zu finden, und sie zu pflegen.


Je schwerer unser Leben war, desto mehr brauchen wir deshalb diese Ressourcen um ausgeglichen zu leben - um wieder rüberschwingen zu können in das Helle, die Leichtigkeit und die Freude.


Was bedeutet dies nun für uns?


Der erste Schritt ist die Wahrnehmung der eigenen Befindlichkeit. Wo befinde ich mich gerade? Ist das Leben gerade besonders schwer? Plagen mich besondere Umstände? Sind Dinge passiert, über die ich ständig nachdenken muss?


Natürlich braucht es für ein ausgewogenes Wohlbefinden manchmal auch eine gewisse Art der Verarbeitung des Geschehenen. Ich sage bewusst "manchmal", da sich Menschen unterschiedliche Dinge suchen mit denen sie "verarbeiten". Aber auch für diese Verarbeitung, in welcher Form auch immer, braucht es Kraft und Energie. Und diese Kraft und Energie schöpfen wir aus Freuden - wie klein sie auch sein mögen. Für manche reicht eine Tasse Kaffee oder ein Glas Wein am Balkon. Für manche ist es ein Spaziergang allein. Und die goldene Regel hier lautet: Wiederholung.

Planen Sie diese Freuden nicht nur einmal im Monat ein. Das wäre genau so sinnvoll wie zu sagen: "Heute ist mein Zahnputztag in diesem Quartal." Das wäre absurd, richtig? Diese Freuden brauchen deshalb Wiederholung. Jeden Tag eine kleine Freude. Ist es gerade besonders schwierig: erhöhen sie auf zwei.


Der nächste Schritt ist, sich selbst bewusst und regelmäßig zu fragen:


Was habe ich letzte Woche/heute dafür getan, dass mein Pendel wieder rüber schwingt?







 

Literatur


Reddeman, L. (2011) Psychodynamisch Imaginative Traumatherapie: PITT - Das Manual. Ein resilienzorientierter Ansatz in Psychotraumatologie. Klett-Cotta: Stuttgart


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