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Loslassen - Eine Anleitung



Loslassen bedeutet etwas hinter sich zu lassen, und dabei vorwärts zu gehen. Es ist ein Abnabelungsprozess der auch eine Trauer über einen Verlust beinhaltet. Aber wozu ist das eigentlich gut? Loslassen hat die Funktion eine Bindung zu etwas oder jemanden zu lösen, und ist wichtig, da wir nur so wieder neue Bindungen eingehen können. Wie lange dies dauert, ist ein sehr persönlicher, individueller Prozess, der einmal schneller und einmal langsamer stattfinden kann. In der Forschung sagt man, dass dieses "Loslassen" von zwei wichtigen Aufgaben beeinflusst wird:


1. Gefühlen Ausdruck zu verleihen

2. Reorganisieren des Lebens


Gelingt es uns, unsere Gefühle zuzulassen und diese ausdrücken zu können (sei es durch ein Gespräch, durch Aufschreiben oder durch körperliche Reaktionen wie weinen oder schreien usw.), wird das Loslassen verkürzt. Sollte man diese Gefühle hingegen vermeiden oder nicht zulassen können, dauert dieser länger und wird oft auch als belastender wahrgenommen. Manchmal ist es auch notwendig sich Unterstützung zu holen, da "Gefühle zuzulassen" nicht immer einfach ist und manchmal sogar bedrohlich wirkt.





Beim zweiten Punkt, dem Reorganisieren des Lebens geht es darum, die Lücke die etwas oder jemand hinterlassen hat anzunehmen und nach und nach zu füllen. Es gibt große Lücken und kleine Lücken, welche ganz unterschiedliche Bedeutungen für das Leben bringen. Ist es eine gute Freundin, die plötzlich fehlt, oder der eigene Ehemann? Ein Beruf oder etwas ganz anderes? All diese Dinge bringen unterschiedliche Konsequenzen in unser Leben. Plötzlich werden Bedürfnisse nicht mehr gestillt, welche unbewusst von großer Bedeutung für uns waren: jemand mit dem man zusammen gelacht hat oder eine Tätigkeit, welche einen immense Freude gebracht hat, fällt plötzlich aus unserem Leben und hinterlässt Verwirrung, Traurigkeit und oft auch Hilflosigkeit. In diesem zweiten Schritt geht es darum, diese Bedürfnisse ernst zu nehmen. Wir brauchen sie. Wir können sie nicht etwig aufschieben, ohne Schaden davon zu tragen. Welche Bedürfnisse fehlen nun? Wer war ich, als ich dies oder jenes gemacht habe? Wie habe ich mich dabei gefühlt? Wie habe ich mich durch diesen Menschen gefühlt? Und kann ich mir erlauben, mich wieder so zu fühlen? Nur durch etwas anderes. Erlaube ich mir, zu versuchen diese Bedürfnisse ernst zu nehmen und auf die Suche zu gehen, nach Dingen, die mir jetzt dabei helfen können? In kleinen Schritten wird der Alltag somit so umgestaltet, dass eigene Bedürfnisse wieder gestillt werden.


15 kleine Tipps für das Loslassen


  • Verstehe, das Loslassen ein Prozess ist, und nicht ein Knopf, den man einfach umlegen kann

  • Erlaube dir Zeit!

  • Erlaube dir, einige Zeit mal nicht "funktionieren zu müssen"!

  • Erlaube unangenehme Gefühle: sie zu vermeiden, kostet immense Kraft!

  • Umgebe dich mit Menschen, die dich unterstützen.

  • Versuche örtliche oder psychologische Distanz zum Erlebnis oder der Person herzustellen

  • Übe dich in Achtsamkeit: Was spüre ich in diesem Moment? Was kann ich wahrnehmen?

  • Rede darüber, schreibe darüber, sing darüber!

  • Rede dir all den Balast von der Seele. Schreibe es auf einen Zettel und schmeiss ihn dann in den Müll.

  • Erweitere deinen Horizont: Studien belegen, dass es besonders hilfreich ist, zu diesen Zeitpunkt etwas neues zu lernen bzw. etwas zu machen, das man noch nie gemacht hat.

  • Sei dir gegenüber fürsorglich, geduldig und nett.

  • Akzeptiere, dass sich manche Dinge vielleicht unfertig anfühlen.

  • Nehme wahr, was du nicht kontrollieren kannst und lenke deine Aufmerksamkeit auf das, was du kontrollieren kannst.

  • Sollten die Gedanken über den gesamten Tag immer im Hinterkopf sein: Räume dir Zeit zum aktiven und bewussten Denken/Grübeln/Trauern ein. Setze dich hierzu täglich für einen gewissen Zeitraum an einen bestimmten Platz und lasse diese Gedanken ganz bewusst zu. Ist diese Zeit vorbei, versuche eine bestimmte Tätigkeit durchzuführen, die deine Aufmerksamkeit braucht und angenehm ist. Kommen wieder Gedanken, nimm diese kurz wahr und mache dir eine Notiz für später und versuche wie eine mentale Brücke wieder zurück zu gehen zu jener angenehmen Tätigkeit. Das "auf der Brücke zurückgehen" braucht Übung und wird von Mal zu Mal einfacher!

  • Strukturiere deinen Tag und plane angenehme Dinge ein. Loslassen ist emotionaler Hochleistungssport und braucht Kraft, den wir aus diesen Dingen schöpfen.

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